FR-Artikel über den Roten Stern Frankfurt e.V.

Foto: Rolf Oeser

Sport für alle

Von Johannes Vetter

Der Rote Stern Frankfurt betreibt Wettkampf ohne strenge Hierarchien und ohne Leistungsdruck. Jeder könne bei ihnen die Sportart betreiben, die ihm gefalle, sagt Sarah Fey, die von Beginn an im Verein dabei ist.

Jakob Nordmeyer hat keine guten Erinnerungen an seine frühere Vereinszeit. Um Leistung sei es bei der Leichtathletik gegangen, erinnert sich der 30-Jährige, immer seien sie „auf Wettkampf getrimmt“ worden. Als dann noch zwei „unangenehme rechtsnationale Typen“ in den Verein kamen, sei er ausgetreten.

Das ist lange her. Heute ist Nordmeyer „Rotsportler“. So nennen sie sich im neuen Verein Roter Stern Frankfurt, den Nordmeyer vor ein paar Monaten mit Freunden gegründet hat. Als emanzipatorisch begreifen sie ihr Projekt, ohne strenge Hierarchien, gegen bloße Leistungsorientierung. Vor allem aber sollen beim Stern alle Sport treiben können, frei von Diskriminierung. Dass auch andere Vereine sich das auf die Fahnen schrieben, sei ihm bewusst, sagt Nordmeyer, bei ihnen soll es aber „nicht beim Lippenbekenntnis“ bleiben.

Etwa 70 Sportler hätten sich dem Roten Stern bereits angeschlossen, sagt Sarah Fey, die ebenfalls von Beginn an im Verein dabei ist. Alle könnten im gleichen Maße mitbestimmen; einen ersten Vorsitzenden gebe es nur auf dem Papier. „Wer Präsi ist, ist echt egal“, sagt die 24-jährige Studentin. Jeden Mittwoch würden sie sich zum Plenum im ehemaligen Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße treffen, um „basisdemokratisch“ über die Vereinsgeschicke zu entscheiden.

Daneben konzentriere sich das Vereinsleben jedoch überwiegend auf Bockenheim, erklärt Fey. Einmal im Monat trifft sich im Café Exzess eine Gruppe zum Kneipensport. Also zu Tischkicker, Darts und Karten. Nur wenige hundert Meter entfernt am Knöterichweg, hinter dem Zentrum für Hochschulsport, kommen die Fußballer zwei Mal die Woche zusammen. Auch Fußballerinnen seien manchmal dabei, sagt Fey. Prinzipiell sei es beim Roten Stern „egal, ob du männlich oder weiblich sozialisiert bist“, sagt sie. Jeder könne bei ihnen die Sportart betreiben, die ihm gefalle.

Wenn der Verein wie angestrebt zur kommenden Saison in den Fußball-Ligabetrieb einsteigt, könnte das zur Disqualifikation führen. Frauen sind in der Herrenliga nicht spielberechtigt. „Wir wollen aber auch Frauen mitspielen lassen“, sagt Fußballer Julian-Bo Dieckmann. Ob sie eine Disqualifikation im ersten Ligaspiel heraufbeschwören wollten, sei noch nicht ausgemacht.

„Es geht uns eben nicht nur darum, Sport zu machen“, sagt Sarah Fey. „Wir wollen den Sport auch kritisch hinterfragen“, ergänzt Nordmeyer. Deshalb soll es auch Veranstaltungen für eine kritische Auseinandersetzung zu Körperbildern sowie Homophobie und Sexismus im Sport geben.
Neben Fußball und Kneipensport gibt es derzeit noch eine Wandergruppe. Angebote für Kampfsport, Radsport, Schach und Yoga sollen folgen, bislang hätten sich jedoch noch nicht genug Teilnehmer gefunden. Noch sei vieles im Aufbau, erklärt Dieckmann. Vorbilder dafür gibt es: Leipzig hat seit 15 Jahren einen Roten Stern, Berlin hat schon zwei. Die Vereine ähneln sich vom Selbstverständnis.

„Es ist nicht so, dass wir ständig mit roter Fahne herumlaufen“, sagt Nordmeyer, wenngleich sie sich durchaus in der Tradition der Arbeitersportvereine sähen. „Wir haben einen klaren sozialen Einschlag“. Deshalb seien Mitgliedsbeiträge nicht zwingend. „Wer kein Geld hat, kann trotzdem mitmachen“, so Nordmeyer.

Info zum Roten Stern gibt’s auf www.roterstern-ffm.de oder über das „Rote-Stern-Handy“: 01 57 / 37 96 37 96

 

zitiert nach FR-ONLINE: http://www.fr-online.de/frankfurt/bockenheim-roter-stern-sport-fuer-alle,1472798,28894862.html