Redstar Outdoor Hiker’s Tutorial (R.O.H.T.)

 

Hallo Freund*in des Outdoorsports,

bist du bereit den grauen Asphalt und den Komfort der Stadt hinter dir zu lassen und neue Wege zu betreten?

Was? Du hast noch keine großen Erfahrungen mit langen Wanderungen und willst nicht auf der Hälfte des Weges irgendwo in der Wallachei auf der Strecke bleiben? Kein Problem! Die AG Outdoor hält für dich das „Redstar Outdoor Hiker’s Tutorial“ (R.O.H.T.) bereit: Schritt für Schritt gib es hier Tipps, Erfahrungswerte und Anleitungen – von passenden Socken bis Bewegung in schwierigem Gelände – praxiserprobt durch die aktiven Sportler*innen der AG Outdoor.

Das R.O.H.T. ist ein wachsendes, dynamisches Nachschlagewerk und soll laufend ergänzt bzw. weiterentwickelt werden. Anregungen und Ergänzungen kannst du uns per Email oder Facebook-Nachricht zukommen lassen. Oder komm zur nächsten Tour und teil uns deine Verbesserungen im Laufen mit.

 

[expand title=“Schritt 1: Was kommt an die Füße?„]

Die gute Nachricht vorweg: Es müssen nicht immer schwere, sündhaft teure Stiefel sein. Tatsächlich werden hochgeschnürte, steife Schuhe erst im Gebirge gebraucht. Für den größten Teil der Strecken, die du laufen wirst, sind sportliche Laufschuhe mit ordentlichem Profil (zur Rutschfestigkeit) völlig ausreichend. Tatsächlich haben sog. Outdoor- und Trailrunner-Schuhe gegenüber den bekannten Wanderstiefeln einige Vorteile: Sie sind u.a. leichter und viel flexibler, was den Laufkomfort deutlich erhöht. Leichte bis mittlere Steigungen und Abstiege sind auch mit ihnen meist kein Problem. Spätestens wenn es in alpines Gelände geht, sollten aufgrund der geforderten Stabilität und Belastbarkeit allerdings Stiefel getragen werden. Auch bei Touren mit erwartbarer Nässe empfehlen sich Stiefel, da die Feuchtigkeit deutlich länger draußen bleibt.

Für beide jedoch gilt: Schon im Laden sollten sie zu 100% auf dem Fuß sitzen. Das geringste Kneifen, Schlabbern, Drücken, Reiben wird sich sofort auf dem Trail bemerkbar machen. Manche Füße sind eben schmaler, manche breiter. Manche sind wiederum höher als andere und auch die Zehen kommen recht individuell daher. Genauso wenig wie es den Einheitsfuß gibt, existiert der Einheitsschuh. Probiert ruhig etwas herum. Lasst euch vom Verkäufer nichts aufschwatzen. Er muss sie ja nicht tragen. Manchmal wird man allerdings mit wertvollen Tipps versorgt. Aber bevor es nach erfolgreichem Erwerb der neuen Sportgeräte über Stock und Stein geht heißt es: einlaufen. Mindestens eine Woche vorher immer mal wieder die neuen Schuhe für kurze Wege im Alltag anziehen, damit Schuhe und Träger sich aneinander gewöhnen können. Die Strecken können mit der Zeit auch gerne länger werden. Achtet hier zur Eingewöhnung schon darauf, niemals zu eng zu schnüren: Der Schlappen soll auf dem Fuß bleiben, nicht mit ihm verwachsen. Zu enge Schnürungen verhindern eine optimale Durchblutung und sorgen nach ein paar Stunden laufen für schmerzhafte Druckstellen.

Neben den Schuhen kommt es bei längeren (und auch ein wenig bei kürzeren) Touren auf die Socken in den Schuhen an. Die besten Highend-Zukunfts-Treter bringen nichts, wenn die Socken reiben, zu klein, zu groß oder sonst unpassend sind: Es wird auch hier unweigerlich Blasen an den Füßen geben. Grundsätzlich sollten die Socken eng sitzen und (auch falls Hoffnung besteht noch rein zu wachsen) auf keinen Fall zu groß gekauft werden, da sie sonst in den Schuhen Falten werfen oder rutschen. Tipp: Viele erfahrene Trekker und Hiker kaufen sie etwas kleiner von der Größe her als der Schuh. Was die Materialien angeht, ist die Auswahl sehr groß und hängt vom Einsatz ab. Eine allgemeingültige Aussage lässt sich daher kaum treffen. Generell lässt sich jedoch feststellen: Je länger die Tour und je schwerer die Schuhe, desto besser sollten die Socken gepolstert sein. Aber auch hier gilt: vor mehrtägigen Touren unbedingt vorher mal ausprobieren. Wollsocken werden von vielen bevorzugt, da Wolle die Feuchtigkeit gut aufnehmen kann und auch gut trocknet.

Natürlich kann immer mal wieder etwas zu mangelndem Komfort und schmerzenden Füßen führen. Probiert ein wenig herum, bis es passt: Variiert die Schnürung, wechselt die Socken, nutzt Schuheinlagen etc. Hauptsache, ihr verliert nicht den Spaß am Laufen.

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[expand title=“Schritt 2: Was kommt auf den Rücken?„]

Der beim Wandern nach den Füßen meist belastete Körperteil ist ganz klar der Rücken. Also heißt es sich darüber Gedanken zu machen, wie man selbigen entlasten kann. Zunächst einmal kommt es ja darauf an, wer was überhaupt machen will: Nur ein paar Stunden in den Frankfurter Stadtwald? Tageswanderung im Taunus? Mehrtägige Trekkingtour durch den Vogelsbergkreis? Hauptsache es passen eine Flasche Wasser und ein paar Stullen rein, oder? Jein. Auch wenn sich in Frankfurter Partynächten und Kiosk-Touren eure geliebten Turnbeutel durchaus bewährt haben – für alles, was über einen Spaziergang zum nächsten Späti oder Rave hinausgeht, sollte ein Behältnis gewählt werden, das über breite Riemen bzw. Schultertragegurte verfügt. Grund ist, dass sich bei längerer Laufzeit ohne absetzen die Kordeln des Beutels in die Schultern reinfräsen – auch bei geringem Gewicht. Ein handelsüblicher Rucksack ist daher dem stylishen, bedruckten Stadt-Accessoire vorzuziehen. Zusätzlicher großer Vorteil ist, dass die Schultertragegurte einigermaßen einstellbar sind, sodass der Rucksack das Potential hat auf der richtigen Höhe zu hängen. Was soll denn dann ein handelsüblicher Rucksack sein? An dieser Stelle erfolgen keinerlei Product-Placements, keine Must-Buy-Vorgaben und keine Shop-Empfehlungen, sondern lediglich ein paar Grundsätze.

Für normale Halb- und Tageswanderungen reichen Modelle, die es in jedem gewöhnlichen Warenhaus zu kaufen gibt. Zwei verstellbare, einigermaßen bequem wirkende Schultertragegurte und ausreichend Platz, so dass ein bisschen Verpflegung und ein zusätzliches Kleidungsstück reinpassen, sind die einzigen Faktoren, die beachtet werden sollten. Ein Sports-Daypack, ein Armee-Rucksack oder euer City-Backpack für Schule, Uni oder Arbeit: Die meisten sind nicht nur ausreichend groß, sondern haben auch Fächer-Unterteilungen (für Kamera und Karten) oder sogar Außentaschen für den schnellen Griff zur Flasche. Stellt eure Schultertragegurte so ein, dass der Rucksack einigermaßen dicht am Körper anliegt, zieht ihn also hoch genug, dass das Gewicht nicht frei schwingen kann, sondern eher ein Teil eurer Körpermasse wird. Wer von euch in den 90ern oder Nullerjahren zur Schule gegangen ist, kann sich bestimmt noch an den Anblick extrem tief hängender Eastpack-Rucksäcke erinnern, die manchmal schon eher Arsch-und-Kniekehlen-Säcke waren. So bitte nicht. Zieht sie aber auch nicht so hoch, dass eure Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird.

Bei mehrtägigen Touren hingegen sollten dann schon ein paar mehr Dinge beachtet werden. Egal ob Hüttenwanderung oder Wildnis-Trek: Ihr werdet mehr dabei haben, als auf einer Tageswanderung. Das bedeutet, dass ihr erstens mehr Stauraum braucht, was einen größeren Rucksack voraussetzt und dass ihr zweitens daher mehr Gewicht werdet tragen müssen. Spätestens jetzt solltet ihr ein Fachgeschäft betreten, in denen unterschiedlichste, vorgepackte Modelle zum ausprobieren und fachkundige Beratung auf euch warten. Genauso wie Schuhe sollten auch Rucksäcke zum Träger größenmäßig passen, was bedeutet, dass sie der Rückenlänge entsprechen sollten. Anders als Schuhe haben immer mehr Modelle jedoch den Vorteil größenverstellbar zu sein.

Hüftgurte sind ein absolutes Muss. Diese sind nicht nur eine Zier und wichtige Statussymbole von Outdoorsportler*innen, sondern erfüllen zudem eine extrem wichtige Funktion: Sie verteilen das Gewicht weg von den Schultern hin zu euren Hüften – einem Körperteil, der enorm viel aushalten kann, wenn man ihn richtig belastet. Häufig beinhaltet der Hüftgurt weitere Taschen, in denen ihr kleinere Dinge verstauen könnt. Zieht ihn am besten fest, nachdem ihr den Rucksack aufgesetzt, den Gurt umgelegt und euren Oberkörper etwas nach vorne gelehnt habt. Und dann zieht ordentlich an den Schlaufen. So geht ihr sicher, dass das Gewicht beim laufen auch wirklich auf der Hüfte liegt und nicht daneben. Auch Brustgurte können durchaus Sinn machen, da sie die Schultergurte zusammenhalten und den Sitz weiter stabilisieren. Ebenfalls zu beachten: Ein Bodenfach mit eigenem Zugang, ein Deckelfach und ordentlich Materialschlaufen zum festzurren von Schlafsack, Isomatte und sonstigem Klimbim. Sonstige Features wie Netzrücken zur besseren Entlüftung, erweiterter Stauraum für besonders viel Gepäck, gepolsterte Gurte und Regenhülle zur Erhöhung des Wetterschutzes obliegen eher euren eigenen Bedürfnissen.

 

Wie wird der Rucksack gepackt? Hier ein paar Punkte, an denen ihr euch orientieren könnt:

Macht euch vorher eine Liste: Was braucht ihr unbedingt und worauf könnt ihr verzichten? Jedes Gramm entscheidet. Und dann packt wirklich nur das ein, was ihr braucht. Das muss im Zweifel natürlich jede*r für sich selbst entscheiden, aber bei genauer Überlegung fallen euch bestimmt einige Sachen ein, die eigentlich eher Luxus sind. Pro-Tipp für lange Touren: Statt frische Wäsche für jeden einzelnen Tag, packt nur für zwei bis drei Tage und nehmt euch Handwaschmittel mit. So könnt ihr wertvollen Platz freimachen und unnötiges Gewicht einsparen.

Packt alle Gegenstände dicht genug beieinander, sodass nichts in der Bewegung herumkullern kann.

Packt besonders schwere Gegenstände nach unten, sodass sie nah an eurem Körperschwerpunkt liegen. Wenn sie oben liegen, schwingen sie mit dem Rucksack fröhlich hin und her – und ihr aufgrund der erhaltenen Unwucht ebenfalls. Gegenstände wie Gaskocher bleiben aufgrund des bereits oben beschriebenen Bodenfachzugangs weiterhin in Reichweite, ohne alles ausräumen zu müssen.

Gegenstände, auf die ihr regelmäßigen Zugriff braucht, wie Wasserflasche, Taschenlampe, Kamera oder Landkarte sollten in den seitlich angebrachten Außentaschen verstaut werden. Alles andere würde bedeuten, dass ihr ständig das schwere Gepäck ab- und wieder aufsetzen müsstet.

Achtet bei eurem Proviant auf Gewicht, Kompaktheit und Output: Energie- und Müsliriegel mögen zwar Produkte der bösen Sportnahrungs-Industrie sein, aber sie tragen sich leichter als ein Sack Haferflocken mit Nüssen. Ein paar Teile frisches Obst (Bananen oder Äpfel) und Protein-Lieferanten (Pfefferbeißer, Tofuwurst) runden das Menü ab. Packt den Proviant leicht zugreifbar in die Außentaschen oder nach ganz oben in das Deckelfach.

Beachtet nur einige dieser Tipps und euer Rücken wird es euch danken.

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[expand title=“Schritt 3: Was anziehen?„]

Heutzutage scheint es in Bezug auf Kleidung beim wandern und anderen Outdoor-Aktivitäten zwei Extreme zu geben: Das allseits bekannte Kragenhemd mit Karomusterung, gerne kombiniert mit Knickerbocker und Filzhut zum Einen und hautenge, windschnittige Funktionstrikots mit Funktionsleggings und Funktionsmütze zum Anderen. Auch wenn die jeweiligen Personengruppen, denen man mit solcherlei Ausstattung begegnen mag, auf die Vorteile ihrer jeweiligen Outfits schwören mögen: Was Kleidung anbelangt, ist tatsächlich gar nicht so viel zu sagen, was unbedingt beachtet werden sollte. Denn sowohl der Almöhi-Look als auch der Megaman-Style bilden letzten Endes nur eine bestimmte Form der Ästhetik ab, die mehr über den Charakter des Trägers verrät, als über das, was er sportlich gerade so treibt.

Folgende Überlegungen sind daher in die persönliche Kleiderwahl miteinzubeziehen: Was ist angenehm auf lange Zeit zu tragen? Was hält warm? Was verhindert Sturzbäche von Schweiß?
Denkt immer daran, dass ihr einer sportlichen Aktivität mit einer gewissen Intensität nachgeht. Durch die andauernden Bewegungen eurer Muskeln wird ordentlich Wärme produziert, was ja schon einmal eine gute Nachricht ist. Daraus lässt sich eine goldene Regel ableiten:

Wenn ihr im Stillstand leicht fröstelt, seid ihr für die Bewegung optimal angezogen.

Denn ein oft gemachter Fehler vieler gerade bei kälteren Temperaturen ist, dass sie sich zu dick anziehen, in Folge dessen übermäßig viel schwitzen, dadurch die Kleidung durchfeuchten und dann auskühlen. Verzichtet daher auf die beim Glühweinstand hoch geschätzte Daunenjacke und gewöhnt euch an, nach Zwiebelprinzip zu kleiden: Durch mehrere aufeinander folgende Textilschichten baut ihr kleine Luftpolster auf, die eure Körperwärme am Körper halten. Hier kommt nämlich die Thermodynamik mit ins Spiel: Die höhere Temperatur (Körpertemperatur: 37°C) fließt immer zur geringeren (aktuelle Tagestemperatur: 11°C). Das gilt es zu verhindern.
Am besten entscheidet ihr euch daher für Kleidungsstücke, die locker am Körper liegen – nicht nur weil dann auch die eigene Bewegungsfreiheit gewahrt bleibt, sondern weil so genügend Platz für das benötigte Luftpolster ist. Für Pausen, in denen ihr euch ausruht, und daher eure Muskulatur zur Ruhe kommt, solltet ihr dann ein weiteres Kleidungsstück griffbereit im Rucksack (s. Schritt 2) dabei haben, um nicht auszukühlen, sondern auf Betriebstemperatur zu bleiben.

Im Sommer bei hohen Temperaturen verhält es sich ähnlich, nur dass eben hier darauf geachtet werden sollte, Kleidung zu wählen, die dem Schweiß erlauben durch Verdunstung für die benötigte Abkühlung zu sorgen. Kann er dies nicht, kommt es durch den Hitzestau zu einem Hitzekollaps bis hin zum Hitzschlag. In dem Zusammenhang sei auch auf die Gefahr intensiver Sonneneinstrahlung hingewiesen: Gerade, wenn man über längere Zeit draußen unterwegs und der Sonne ausgesetzt ist, sollte eine schmückende, leichte Kopfbedeckung getragen werden, die das Hirn davor bewahrt gekocht zu werden. Der sog. Sonnenstich wird bei Wanderungen und Bootstouren gerne unterschätzt.

„Das ist ja alles schöne Theorie“ hören wir euch sagen, „aber welche Textilien sind denn jetzt am besten geeignet?“
Eine klare Antwort kann auch hier wieder nicht gegeben werden, weil zu viele Faktoren eine Rolle spielen. Aber wenigstens können wir euch ein paar Grundsätze skizzieren:
Passt auf bei Kleidungsstücken, die einem für einen Spottpreis als „Sportbekleidung“ angeboten werden. Einige bestehen aus reinem Nylon und sind damit das Gegenteil von dem, was man „atmungsaktiv“ bezeichnet: also die Fähigkeit, Feuchtigkeit abzugeben. So werdet ihr zur laufenden Sauna.
Die besten Eigenschaften in Bezug auf Isolierung und Feuchtigkeitsabgabe hat immer noch Wolle. Die ist allerdings nicht jedes Menschen Sache, kann recht teuer sein und zudem kratzen. Oberbekleidung aus Fleece ist daher ein guter Kompromiss. Funktionskleidung aus Fasergemischen aus Polyester bzw. Polyacryl und Elasthan als erste Bekleidungsschicht hat sich ebenfalls bewährt.
Zipper sind ein super Sache: Wenn es heiß her geht, kann so schnell kühlende Luft an den Körper gebracht werden. Einige Winterjacken haben sogar Reißverschlüsse in den Achseln zur Wärmeregulierung. Ist aber kein Muss.
Ihr tut euch ebenfalls einen Riesengefallen, wenn ihr Sachen anzieht, die nicht einengen, scheuern, oder kratzen – auch wenn sie noch so gut an euch aussehen.
Die jeweiligen Stücke sollten zudem leicht verstaut werden können, falls ihr sie gerade nicht braucht.

Ansonsten gilt selbstverständlich: Zieht an, was euch gefällt. Es gibt keinen Dresscode, kein Must-have und bei moderaten Temperaturen von 15°C bis 25°C eh wenig zu beachten.

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[expand title=“Schritt 4: Und was anziehen bei schlechtem Wetter?„]

Natürlich kommt es von Zeit zu Zeit auch mal vor, dass man in echtes Schietwetter gerät. Nichts ist ärgerlicher als z.B. wie ein begossener Pudel da zu stehen – auch das ausgeklügelste Zwiebelprinzip bringt da nicht mehr: nass ist nass – und unter Umständen die Tour abbrechen zu müssen. Wetterschutz ist daher in Bezug auf die Kleidung ein wichtiges Thema, das nicht vernachlässigt werden sollte. An dieser Stelle ersparen wir euch den Spruch mit der schlechten Kleidung. Natürlich muss man euch nicht sagen, eine Regenjacke anzuziehen, wenn es regnet. Es wird erst dann spannend, wenn man anfängt daran zu denken, besagte Regenjacke mitzunehmen, obwohl es nicht regnet.

Waaas? Ihr habt richtig gelesen: Gerade in Herbst und Frühling kann sich das Wetter recht schnell ändern. Und auch schwül-heiße Sommertage sind ein Garant für eine abendliche Regendusche. Bedenkt immer, dass ihr 1.) mehrere Stunden da draußen unterwegs seid und 2.) viele Kilometer hinter euch lassen werdet. Das Wetter, das ihr am Anfang habt, muss nicht unbedingt auch am Ende so sein. Für Höhenwanderungen und Bergsteig-Touren kommt außerdem der Faktor dazu, dass man sich eventuell durch unterschiedliche Klimazonen bewegt. So einer Wandergruppe der AG Outdoor im März 2016 passiert, die rund um das Felsenmeer im Odenwald unterwegs war: Von Sonnenschein über strömenden Regen bis Schneesturm war alles dabei. Bei nur 400m Höhenunterschied! Ob es nun eine Regenjacke oder ein Regenponcho ist, bleibt dem jeweiligen Geschmack überlassen, wobei der Poncho den Vorteil hat auch den Rucksack mit abzudecken und notfalls als behelfsmäßiges Dach aufgespannt werden zu können. Auch Regenhosen können einen entscheidenden Vorteil bedeuten, was sich am Beispiel einer anderen Tour der AG Outdoor aufzeigen lässt, die durch den Taunus ging: Auf einer ersten Zwischenhöhe kam es zu einem durchaus beachtlichen Platzregen, der zum gemeinsamen Unterstellen einlud. Nachdem der Regenschauer etwas nachgelassen hatte, warfen sich alle ihre Regen-Oberbekleidung über und stapften guten Mutes in den Regen. Nun begann eine verhängnisvolle Wendung: Zunächst kam Wind auf, sodass der Regen in flachem Winkel auftraf – gleichzeitig setzte ein Temperatursturz um gefühlte 10°C ein. Folge waren durchnässte, durchgefrorene Unterpartien. Der Punkt des Umkehrens lag dabei gerade einmal einen Kilometer vom Unterstand entfernt.

Extrem wichtig bei Auswahl des Kleidungsstücks ist daher die Beachtung der sog. Wassersäule: Das ist eine Art Gradmesser anhand man die Eigenschaft von Textilien danach beurteilen kann, wie wasserdurchlässig sie sind bzw. wie sehr sie es eigentlich nicht sind. Wie funktioniert das? Die Wassersäule entspricht einem gewissen Wasserdruck, der eben auf die Textiloberfläche einwirkt: z.B. 2.000mm Wassersäule entspricht dem Druck, den eine sitzende Person auf die Hose ausübt. Heißt: wenn die Person auf nassem Untergrund sitzt und keinen nassen Hintern bekommen möchte, sollte die Hose mindestens die genannten 2.000mm Wassersäule aufweisen.

Für das da draußen unterwegs sein bedeutet das: Menge x Druck. Je mehr Wasser beständig mit einer gewissen Heftigkeit auf einen trifft, desto nasser wird man. Daher werden Textilien auch nach wasserabweisend und wasserdicht unterschieden: Ein leichter feiner Fieselregen von oben ist nichts, womit Alltagskleidung nicht fertig würde. Fette Tropfen von der Seite sind dagegen wie ein Spaziergang mit Freddy Krüger.

Um es etwas deutlicher zu machen: Ein Wegwerf-Windbreaker und eine Jeans sind eine tolle Kombination, um richtig nass zu werden und nicht wieder zu trocknen solang man unterwegs ist. Als wasserdicht gilt in Deutschland alles ab 1.500mm Wassersäule. Damit ist gemeint: Spritzwasser, keine zusätzliche Belastung durch Rucksack / Koppel, keine dauerhafte Einwirkung usw. – damit ist dieser gut gemeinte Richtwert für uns im Outdoorsport dann doch eher wasserabweisend. Die meisten Hersteller fangen daher inzwischen bei 10.000mm an.

Aber nicht nur Regen kann fies sein, auch andere Wetterlagen können einem zu schaffen machen: Schnee zum Beispiel muss nur gefroren genug sein und in einem günstigen Winkel hereinkommen und das eigene Gesicht fühlt sich an, als würde es über Schleifpapier gezogen werden. Gewöhnt euch daher im Winter / großen Höhen grundsätzlich an einen Gesichtsschutz mitzuführen. Schals schirmen zwar gut ab, können aber mitunter etwas unpraktisch daherkommen. Lieber Schlauchtücher und Halbgesichtsmasken mitnehmen.

An dieser Stelle ein rechtlicher Hinweis: Österreich hat aus Angst vor verschleierten Frauen ein allgemeines Vermummungsverbot („Gesichtsverhüllung“) in der Öffentlichkeit beschlossen. Auch wenn theoretisch Kälteschutz im Winter nicht darunter fällt, so kann ein Polizist nach eigenem Ermessen feststellen, ob es kalt genug dafür ist, oder nicht. In Deutschland und einigen anderen Ländern der EU hingegen existiert lediglich ein Vermummungsverbot bei Versammlungen.

Zuletzt soll noch extreme Hitze angesprochen werden: Wie bereits in Schritt 3 angesprochen muss besonders darauf geachtet werden nur Kleidung anzuziehen, die luftig und leicht ist. Die Grundgefahr ist und bleibt die Überhitzung des Körpers. Vor allem auf Bootstouren, oder in waldarmem Gelände ist dies ein Problem, da man keine Möglichkeit hat der Sonne zu entkommen. Ihr mögt an den Punkt kommen, an dem ihr am liebsten in das Gewässer unter euch springen oder eure gesamte Feldflasche auf dem Kopf entleeren möchtet. Beides ist nicht notwendig. Einfach euren Hut oder ein leichtes Kleidungsstück, das ihr euch um den Hals legen könnt (Socke?) gut durchfeuchten und die Verdunstung den Rest machen lassen.

Es gibt selbstverständlich weitere sehr spezielle Wetterlagen, aber meistens kommt es auf Nässe, Kälte und Hitze hinaus. Langsam wird aber deutlich: Outdoorsport bedeutet Allwetter-Sport und Rund-um-die-Uhr-Sport.

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[expand title=“Schritt 5: Wie wird eine Tour geplant?„]

Entgegen der landläufigen Vorstellung, dass nur eine Wanderkarte aufgespannt werden müsse und Start- sowie Endpunkt festzulegen sei, müssen tatsächlich vorher ein paar Dinge beachtet werden, bevor es dann an die Details geht. Es kommen relativ viele Faktoren zusammen, denn schließlich geht es ja auch darum Spaß zu haben. Folgendes solltet ihr Blick haben:

Persönliche Vorlieben: Als erstes steht die Überlegung, worauf man grundsätzlich Lust hat. Gerade das Rhein-Main-Gebiet bzw. das Frankfurter Umland hat Unmengen unterschiedlicher Geländeprofile. Sanfte Hügel und weite Felder am Berger Rücken bis in die Wetterau. Flache, erschlossene Forste im Stadtwald. Flusslandschaften an Nidda, Lahn, Main und Rhein. Steile Anstiege im Taunus-Hauptkamm. Breite Gebirgskämme an der Bergstraße. Soll es eine Halbtagswanderung, Tageswanderung, Fernwanderung, Klettertour oder Flusswanderung werden? Nichts muss, alles darf.

Persönliches Leistungsprofil: Macht euch klar, wie eure Gesundheit und Kondition ist. Sich selber unterschätzen ist nicht so schlimm, sich zu überschätzen hingegen schon. Einfach mal nachdenken: Wie kommt ihr damit zurecht längere Strecken im Freien zu laufen bzw. zu klettern oder zu paddeln? Verreist ihr in den Urlaub eher mit Rollkoffer oder mit dem Rucksack? Wie reagiert ihr für gewöhnlich bei starker Anstrengung? Falls ihr euch nicht sicher seid, solltet ihr euch im Zweifelsfalls lieber etwas schwächer einschätzen, als ihr es evtl. seid. Keine Frage: Es ist natürlich auch wichtig Leistungsgrenzen auszuloten und über sich hinauszuwachsen. Aber nehmt euch nicht den Mount Everest vor, wenn ihr noch nicht auf dem Großen Feldberg wart. Das Gleiche gilt für mehrtägige Touren: Zuerst an mehreren vollen Wochenenden unterwegs sein und damit klar kommen, dann Wochentouren angehen. Gerade wenn man jeden Tag aufs Neue wieder unterwegs ist und kaum Zeit für Erholung hat, kann der Körper rapide abbauen.

Wetterprognose: Schaut frühzeitig, mit welchem Wetter in dem Gebiet in den nächsten Tagen zu rechnen ist. Prüft den Bericht immer mal wieder, da die Prognose sich im Laufe einiger Tage durchaus verändern kann. Wählt eure Kleidung und Schuhe entsprechend der Verhältnisse aus (s. Schritt 3 und 4). Falls notwendig, könnt ihr die Tour bzw. die Etappe immer noch abbrechen und auf besseres Wetter warten. Im Hochgebirge ist es sogar lebensnotwendig das richtige Zeitfenster zu erwischen. Niemand sollte bei Sturm mit Regen oder starkem Schnee unterwegs sein. Auch Nebelbänke sollten vermieden werden, wenn man Wert darauf legt nicht verloren zu gehen. Achtet außerdem vor allem auf Gewitterwarnungen, wenn ihr nicht als Blitzableiter fungieren wollt. Im Winter wiederum sollten Schneehöhe und aktuelles Lawinenrisiko ständig überprüft werden. In Wintersportorten gibt es daher häufig Karten, auf denen Gebiete mit generell hoher Lawinengefahr eingezeichnet sind.

Erreichbarkeit: Natürlich sollten Anfahrts- und Abfahrtswege mit berücksichtigt werden: Wie lange braucht man mit welchem Verkehrsmittel und wie geht es dann weiter? Der Vorteil von Pkw ist natürlich, dass auch entlegene Gegenden gut erreichbar sind. Inzwischen gibt es eigentlich überall in Europa (vor allem Deutschland) besondere Wanderparkplätze oder zumindest einen Feldweg an dessen Rand man das Fahrzeug abstellen kann. Nachteil ist, dass sich auf diese Weise eigentlich nur Rundtouren realisieren lassen, wenn es nicht gerade irgendwelche Buslinien zurück gibt. Wer es auf Streckentouren anlegt, ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut beraten, da Ankunftsort und Abfahrtsort auch viele Kilometer auseinanderliegen können, wenn diese denn über einen Anschluss an den ÖPV verfügen. Daher unbedingt Bahnstationen und Bushaltestellen im Gebiet checken. Gerade bei längeren Strecken kann es auch sinnvoll sein, nach Ausstiegspunkten zu schauen.

Streckenprofil: Jetzt wird es interessant. Ihr solltet euch schon vorher zumindest grob klar werden, womit ihr es zu tun bekommt. Natürlich ist die Länge ausschlaggebend. Ein erwachsener Mensch ist mit durchschnittlich 5 km/h unterwegs. So ist es ein leichtes zu errechnen, wie lange ihr ungefähr für eine Strecke braucht. Aber Vorsicht: Zwischen 20 und 25 km ist ein leistungsmäßig größerer Unterschied als zwischen 10 und 15 km. Hä? Ganz einfach: Mit jedem Kilometer geht mehr der kostbaren Kondition flöten. Entweder werdet ihr also zum Ende hin immer langsamer, oder ihr wendet immer mehr Energie auf, um die Geschwindigkeit beizubehalten. Einigt euch daher auf eine realistische Obergrenze. Beachtet dabei auch unbedingt die erwartbaren Höhenmeter. Dass es bergauf anstrengender ist als im Flachen weiß jedes Kind, aber lasst es auch in eure Planungen einfließen. Es gibt eine kleine Faustregel, nach der ihr die sogenannten Leistungskilometer errechnen könnt: 100 Höhenmeter (bergauf) = 1Leistungskilometer Wenn ihr also eine Strecke habt, auf der es insgesamt 600m hochgeht, werdet ihr leistungsmäßig zusätzliche 6 km der Gesamtlänge hinzufügen. Das bedeutet, dass 20 km dann wie 26 km auf euch wirken. So einfach ist es aber noch nicht, denn die 600 Höhenmeter fliegt ihr ja nicht mit zügigen 5 km/h hoch. Es gibt dazu diverse Berechnungsmodelle der Alpenvereine, die aber nur bedingt aussagekräftig sind. Merkt euch einfach, dass ihr auf jeden Fall länger braucht. Und als ob das noch nicht alles schon kompliziert genug wäre, kommt der Abstieg ja noch dazu: Bei einem durchschnittlichen Gefälle von 20% (was relativ normal ist) wird folgendes gerechnet: 150 Höhenmeter (bergab) = 1 Leistungskilometer Wenn es also auf einer Strecke von 20 km 600m hoch und 450m runter geht, entspricht das einer Gesamtleistung von 29 km, die man gelaufen ist. Und man wird bedeutend länger als nur vier Stunden unterwegs sein. Im Mittelgebirge lässt sich die anhand der reinen Kilometeranzahl zu erwartende Gesamtdauer oft mal anderthalb nehmen. In unserem Beispiel also dann ca. 6 Stunden. Auch der Untergrund spielt eine Rolle: Forst- und Feldwege sind ideal um schnell voran zu kommen und sind angenehm zu laufen. Angenehmer sind nur lockere Waldböden und Wiesen. Mehrere Kilometer auf Asphalt hingegen lassen einen schnell die Füße spüren. Und trockener Sand ist zwar schön anzusehen, aber alles andere als ein idealer Untergrund. Strand sollte daher vermieden oder bei Ebbe begangen werden – dann nämlich wenn es weite Flächen nassen, gepressten Sandes gibt.

Pausen: Das bringt uns auch direkt zum nächsten großen Thema. Denn selbstverständlich lauft ihr nicht die ganze Zeit durch. Weder seid ihr Maschinen, noch soll das ein Gewaltmarsch werden. Und ein bisschen die Landschaft genießen möchte man ja auch. Um sich nicht zu überfordern, ist ein gutes Pausenmanagement bereits in der Planung unabdingbar. Vielleicht ergibt sich ja aus der Betrachtung der Landkarte (am besten mit Informationen zur Topographie) schon ein paar Hinweise, an welchen Punkten der Strecke Pausen eingelegt werden können. Gipfel (auch im Mittelgebirge) sind eigentlich immer eine gute Gelegenheit kurz zu verschnaufen. Die zurückgelegten Höhenmeter müssen ja erst einmal verkraftet werden und der vor einem liegende Abstieg ist auch nicht ohne. Auch andere markante Punkte eignen sich selbstverständlich, zum Beispiel Brunnen, fließende Gewässer, Baumgruppen und Steinformationen. Häufig orientieren sich Hiking-Gruppen allerdings schlicht daran, wo man einkehren kann. Für gewöhnlich lässt sich auch hier wieder die Faustregel anwenden: Alle 1,5h eine Pause. Das hat auch den Vorteil, dass sich so die Gesamtstrecke gliedern lässt und Etappenziele bilden lassen. Die jeweiligen Pausen sollten weder zu kurz noch zu lang sein. Eine Viertelstunde ist oft optimal.

Abschließendes: Wanderkarten sind natürlich nach wie vor nützliche Tools, da sie Informationen für Outdoorsportler*innen bereit halten. Auch Google Maps und die Webseiten der Verkehrsverbünde lassen sich gut nutzen, um Ausschau zu halten nach passenden Haltestellen. Es gibt allerdings auch spezielle Planungshilfen auf Basis von Open Maps, die in Bezug auf Information und Handhabung hervorragend sind. Empfehlenswert ist beispielsweise das Planungstool von Outdooractive.com, das auch von den Sportler*innen der AG Outdoor benutzt wird. Vor allem Streckenprofile werden hier mit großem Detailreichtum dargestellt. Macht euch ruhig die Mühe, ein wenig Zeit in die Vorbereitung zu stecken. Je besser eure Tour geplant ist, desto mehr Spaß werdet ihr haben.

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